Die Weitreitergilde |
(Übersetzer: dk)
Ehrlicherweise muß ich damit beginnen, daß ich zugebe, daß ich mich nicht für genug qualifiziert halte, um diese Übersicht zu schreiben. Aber, beruhigend für mich: es gibt vermutlich keinen lebenden Experten, der diese Ehre für sich beanspruchen könnte. Und das ist deshalb so, weil das Thema "Weite Ritte" die in Vergessenheit geratene Urmutter unserer gesamten heutigen Pferdesszene ist.
Noch bevor es Pferdearenen gab, oder Streckenwettbewerbe, oder Rodeoreiten, oder Dreitagesveranstaltungen, oder Dressur- und Springprüfungen, oder Reiterspiele, oder Polo ... bevor all diese Ereignisse aufkamen, gab es weite Reisen zu Pferd, eben Weite Ritte.
Wenngleich es mir schwerfällt, zu erklären warum Weite Ritte so wichtig sind, so kann ich doch wenigstens das "Wie" ihrer Entstehung erklären.
Das
Institut für Alte Reiterliche Forschung ("The Institute of Ancient Equestrian Studies")
hat dokumentiert, daß es
seit 6.000 Jahren eine Interaktion zwischen Pferd (equus) und Menschen
gibt. Mit Weltraumzeitalter - Methoden haben Wissenschaftler dort penibel nachgewiesen, daß Pferde
bereits damals genutzt und geritten wurden,
und das noch vor
dem Bau der Pyramiden!
(Minaturbild) |
Bereits vor 6000 Jahren haben kühne und tapfere Reiter und Reiterinnen ihre erdgebundenen Zeitgenossen überragt. |
An
dieser Stelle sagst Du vielleicht zu Dir selbst: "Und, was soll`s?"
Johannes Jensen hat uns in seinem Buch “The Glacier” ("Der Gletscher") beschrieben, wie sich der Mensch zunächst vorsichtig einem wilden, scheuen Pferd genähert haben könnte, um es dann zu besteigen. Damit hat sich die Welt verändert. Denn bis dahin war die Menschheit besessen von der täglichen doppelten Anstrengung: ums Überleben und um Nahrung. Und das Pferd war nichts weiter als eine weitere Quelle von Eiweiß, eine schmackhafte flinke Fleischmenge, die für den Steinzeitmenschen nicht einfach zu erjagen war.
Wir
werden wohl nie erfahren, wer der erste war, der die Entscheidung getroffen
hatte, das Pferd nicht mit den Augen eines Raubtiers zu sehen.
Es waren die Kelten, die die mündliche
Tradition von Epona weitertrugen, einer legendenumwobenen Frau, die sich
mit Reitpferden verständigen konnte. Wie auch immer, irgendwann hörte ein mit Häuten
bekleideter Mann, oder eine Frau, deren Namen in den Schluchten vergangener
Zeiten verloren gegangen ist, auf seine innere Stimme, und änderte
damit unsere gesamte gemeinsame Entwicklung. Der Mensch begann eine Freundschaft zu diesem
wachsamen Pferd, und eine neue Beziehung zwischen zwei verschiedenen Wesen war
damit geboren.
Seither
gab es keine fruchtbarere Verbindung zwischen Mensch und Tier.
Es war das Pferd, das bald den Boden umpflügte, der unseren ersten mühselig gewonnenen Saaten Nahrung gab. Es war das Pferd, das uns dabei half, zerstreute Herden wieder einzufangen. Es war das Pferd, das den Spähern dabei half, uns vor herankommender Gefahr zu warnen. Es war das Pferd, das sogar seine friedvolle Natur beiseite legte, und unsere Kriegswagen bis vor die Mauern von Troja zog.
Aber
noch wichtiger: das Pferd befreite uns!
An
dieser Stelle muß ich zugeben, daß ich das Zufußgehen verabscheue.
Mein langjähriges Lebensmotto ist, daß ich nie freiwillig weiter gehe, als vom Bett zum Sattel. Ich glaube fest daran, daß uns Gott Pferde anvertraut hat, um uns von den Fesseln der Schwerkraft zu befreien.
Es
war wirklich das Pferd, das uns befreite!
Denn was die Steinzeitmenschen entdeckten ist immer noch richtig:
Fußgänger
bleiben in ihren Dörfern.
Pferdeleute
durchstreifen die Welt.
Frag
irgendeinen Weitreiter, und er oder sie wird Dir sagen, wie andersartig die Welt
von einem Pferd aus aussieht: Keine Entfernung ist zu weit! Keine Wüste, die
man nicht durchqueren könnte! Kein Gebirge, das nicht besiegt werden kann! Kein
Fluß, der nicht durchschwommen werden kann! Kein geographisches Hindernis, das
nicht durch die vereinte Tapferkeit von Pferd und Mensch auf Dauer besiegt
werden konnte!
Tausende Jahre schon hat dieser vierbeinige Freund Reiter an Plätze gebracht, die jenseits der
festgefahrenen Alltagsvorstellung von Fußgängern
lagen.
Dennoch:
das war nicht immer so.
Tatsächlich
wäre diese Befreiung, die das Pferd uns allen gebracht hatte, in den 1950igern beinahe verschwunden.
Um
diese Aussagen zu erklären laßt mich nun über Aime Tschiffely sprechen.
Er ist wohl der größte Weitreiter des zwanzigsten Jahrhunderts. Er ritt im Jahre 1925 aus Buenos Aires, Argentinien, los und kam 10.000 Meilen weiter in Washington DC, USA, an. Das von ihm geschriebene Buch “Southern Cross to Pole Star” ("Vom Kreuz des Südens zum Polastern"; deutscher Titel: "10.000 Meilen im Sattel") wird als das wichtigste Reiterreisebuch angesehen, das je geschrieben wurde. Detailliert sind die Abenteuer von Aime und seine zwei geliebten Criollos -Mancha und Gato- beschrieben. Es ist nicht nur ein ausgezeichneter Lesestoff, es inspirierte auch drei Generationen von Reitzigeunern mit dem Sattel auf Abenteuersuche zu gehen.
Der legendäre Weitreiter, Aime Tschiffely, hier bei der Überquerung einer frei schwingenden Seil - Hängebrücke in Peru, ca. 1926 |
Die Liste derjenigen berühmten Weitreiter, die von Aime`s legendären reiterlichen Erkundungen inspiriert wurden, liest sich wie ein "Who`s Who" unserer frühen Weitreiter.
John Labouchere ritt 8.000 Kilometer quer durch die Anden, und berief sich auf Aime Tschiffely als seinen geistigen Vater. Alberto Barretta ritt 18.500 Kilometer durch unberührte Gebiete Südamerikas und berief sich ebenfalls auf Aime Tschiffely als den Ideengeber. Und als ich selbst durch das pakistanische Karakorumgebirge ritt, dachte ich mehrfach in stiller Dankbarkeit an ihn. Dieses Liste ist noch weitaus länger, und umfaßt die Namen von vielen Reitern und Reiterinnen aus allen Teilen der Welt.
Was
aber verlorengegangen ist im Verlauf der Zeit, ist die Geschichte über
denjenigen, der Aime Tschiffely dazu anregte in den Sattel zu steigen.
Es dürfte meine Mit-Weitreiter überraschen, daß der moderne Ausgangspunkt für die Weitreiterei in Rußland liegt.
Im Jahr 1875 ritt Herzog Zoubovitch von Ungarn 1.300 Kilometer von Wien, Österreich, nach Paris, Frankreich. Sein Ritt wurde in einer dermaßen kurzen Rekordzeit durchgeführt, daß viele glaubten, es sei nicht möglich, schneller als er auf einem Pferd zu reisen.
Im Jahre 1889 machte dann Mikhail Vasilievitch Aseev Schlagzeilen. Der berühmte Kossackenreiter ritt die 3.500 Kilometer von Kiew, Ukraine, nach Paris, Frankreich, in der atemberaubenden Zeit von nur 33 Tagen! Mit zwei Kavalleriestuten namens Diana und Vlaga schaffte Aseev einen Durchschnitt von 100 Kilometern pro Tag bei diesem verrückten Blitzritt quer durch Europa.
Der berühmte russische Kossackenreiter Mikhail Vasilievitch Aseev ritt von Kiew nach Paris in nur 33 Tagen! |
Und
trotzdem: das war eine Zeit der Zentauren!
Aseevs
Rekord wurde beinahe sofort unter den Hufeisen von Dmitry Peshkovs Pferd in Stücke zermalmt.
Wie
sein Kossackenkamerad war Peshkov nur für einen Zweck auf die Welt gekommen: um
Pferde zu reiten. Und wie Aseev war er begierig darauf der Welt zu zeigen, daß
die besten Reiter der Welt bei Mütterchen Rußland wohnen.
Dmitry ritt vom Dorf Albanzinski, Sibirien, im Winter 1889 los Richtung Westen. 8.800 Kilometer ritten er und sein Pferd, ein Grauer namens Seriy, über die gefrorene Steppe. Sie erreichten St. Petersburg nach 193 Tagen und erzielten einen Durchschnitt von mehr als 45 Kilometer pro Tag. Der Kossacke mit seinem immer noch frischen Pferd wurde beim Zar als Held empfangen.
Und an dieser Stelle nimmt unsere Geschichte eine unerwartete fremde Wendung.
Ein amerikanischer Journalist, Thomas Stevens, war von seinem New Yorker Verleger nach Rußland geschickt worden. Er sollte quer durch Rußland reiten, und über seine Erfahrungen berichten.
Wen er dort kennenlernte war Peshkov!
Quer aus den Steppen kam dem ahnungslosen Reporter ein kleiner Mann auf seinem schnellen Pferde entgegen.
“Es stellt sich heraus, daß der Kossacke ein kleiner, drahtiger Mann von 27 Jahren war, mit einem angenehmen Gesicht von beinahe mahagonifarbener Dunkelheit, gegerbt durch die lange Zeit mit den winterlichen Stürmen von Sibirien. Sein Pferd war ein stämmiges, graues Pony mit einem breiten Brustkorb, das ungefähr 14 Hands (ca. 140 cm ) groß war. Das Pferd war für die Aufgabe gut ausgewählt worden. Es bestand nur aus Brustkörper, Muskeln und Schultern. Sein Schritt war ein schneller Paßgang, der ihn mit einer Geschwindigkeit von 8 Kilometern in der Stunde vorwärts brachte und die großen Pferde aus der Ehrengarde des Zaren weit hinter sich ließ.”
Dmitry und Seriy hatten keine Ahnung, daß sie zusammen in die Geschichtsbücher hineinreiten werden, wenigstens für eine gewisse Zeit.
Und Stevens berichtete seinem Boss darüber.
Der unerschrockene amerikanische Reporter Thomas Stevens ritt quer durch Rußland und erzählte der Welt die Geschichte von Dmitry Peshkov. |
Und so wurde diese Nachricht in New York schnell verbreitet.
Von nachhaltigerer Auswirkung war das Buch, das Stevens wenig später geschrieben hatte. “Across Russia on a Mustang” ("Quer durch Rußland auf einem Mustang") gibt uns einen Einblick in ein Rußland, das es nicht mehr gibt. Der Zar und Leibeigene wetteifern auf den Seiten seines Buches um die Aufmerksamkeit des Lesers. Und dann kommt dazu noch der reitende Dmitry Peshkov.
Dieses Buch war ein sofortiger Bestseller in USA, England, und -das wurde wichtig- Kanada.
Denn dort in Kanada lebte Roger Pocock.
Ein ausgewanderter Engländer, und ehemaliges Mitglied der Königlichen Kanadischen Berittenen Polizei, war Pocock immer begierig auf einen Geschmack von Gefahr. Daher entschloß er sich, sich an den Strapazen des schwierigen Outlaw Trails (Anm. des Übers.: könnte man mit "Banditenweg" übersetzen) gütlich zu tun.
“Da mir klar war, daß Peshkov’s Rekord in Bezug auf einen Ritt auf der Straße nicht zu überbieten sein würde, entschloß ich mich, einen anderen Standard zu setzen - mit Pferdeverstand und der Wegsuche bei schwierigen Terrain."
Dieser Weitreiter sattelte schließlich im Jahr 1891 bei Fort MacLeod, Kanada, sein Pferd, und ritt nach Süden einer reiterlichen Herausforderung entgegen, die selbst er nicht vorhersehen konnte. Er ritt rund 5800 Kilometer durch den schrecklichsten Teil des amerikanischen Westens, noch voll Banditen. All das, was jetzt bereits eine geschichtliche Legende ist, wie die Wilde Horde bei Robber’s Roost, die Gesetzeslosen bei Hole in the Wall, die wüste Schönheit des Brown’s Park: Pocock sah das nicht nur sondern durchquerte diese Gebiete ungeschoren auf seinem milchweißen Araberwallach.
“Woher kommst Du?” fragte ihn einer Banditen.
“England,” antwortete er bescheiden.
“England? Ist das eine Befestigung?”
Ja, in der Tat: Pocock erlebte das Ende des wirklichen Wilden Westens.
Roger Pocock war schon Pirat, Missionar, Glücksritter und Cowboy gewesen, als er sich entschloß eine 5.800 Kilometer lange Odyssee zu Pferd entlang des gesamten Outlaw Trails durchzuführen. |
Seine Abenteuer wurden in einem weiteren Bestseller eingefangen: “Along the Frontier” ("Entlang der Grenze).
Dieses Buch wurde in den USA bestens verkauft, sogar in den regnerischen Tiefen des Staates Washington. Dort lebte George Beck, weit entfernt von der Wüste in Utah, die Pocock beschrieb, und noch weiter weg von den geliebten Steppen des Dmitry Peshkov.
Beck war ein Holzfäller und kein Pferdefreund.
Aber er träumte davon, den in den neueren Geschichte weitesten ununterbrochenen Ritt auf einem Kontinent durchzuführen.
Und er machte es.
Es ist traurig festzustellen, daß seine bemerkenswerte Tat heute völlig in Vergessenheit geraten ist.
Im Jahr 1912 ritt der von dem Dorf Shelton, Washington, los. Beck wollte zusammen mit drei Kameraden die Hauptstädte aller unteren 48 Staaten aufsuchen. Mehr als drei Jahre und 20.352 Meilen (ca. 35.000 Kilometer) später ritten die vier erschöpften Weitreiter in San Franzisko ein.
Sie erwarteten als Helden gefeiert zu werden.
Stattdessen befahl ihnen ein irischer Polizist “mit ihren Heubrennern von der Straße zu verschwinden"
Beck und seine Kameraden waren nicht einfach enttäuscht.
Sie waren am Boden zerstört.
Sie verkauften alle Pferde und Sättel, mit der Ausnahme von Pinto. Das war der Moraber Wallach, der die ganze Reise durchgestanden hatte. Während seine drei Kameraden wie Eisenbahntramps zurück nach Seattle fuhren, gab Beck das letzte Geld aus, um sich und seinen treuen Pinto auf einem Dampfschiff nach Hause zu fahren.
Er versuchte mehrmals Verleger an seiner Geschichte und der seines Pferdes Pinto zu interessieren, aber er hatte kein Glück.
“Ich schrieb es süß genug, aber es kam sauer an", sagte er.
Beck starb betrunken als gebrochener Mann. Er ertrank in einem Graben, der 15 Zentimeter hoch mit lehmigem Wasser gefüllt war. Und als sein Besitzer tot war, wurde Pinto zu den verregneten Tiefen eines Regenwaldes gebracht. Das bedeutendste Weitreiterpferd des zwanzigsten Jahrhunderts endete seine Tage als vergessenes Packpferd.
Diese beiden waren im 20.Jahrhundert das Reiter-Pferd-Team mit dem längsten Ritt. Gemeinsam reisten sie über 35.000 Kilometer weit. Und dennoch kam beide, George Beck und sein treuer Moraber Pintowallach, zu einem tragischen Ende. |
Der Tod von Geroge Beck schien der Welt zu beweisen, daß sie von nun an in eine neue Richtung sah, und zwar zum neumodischen Automobil. Niemand interessierte sich mehr für die staubigen Geschichten eines Reiters, niemand außer einem zähen Jungen aus der Schweiz.
Der hieß Aime Tschiffely und hungerte nach Abenteuern.
Aime verließ in jungen Jahren sein Dorf am Bieler See, um die Welt zu sehen, egal was es kosten würde. Und er besaß einige Talente, als er im Jahr 1915 nach England kam. Er fand sein Auskommen zuerst als Zirkuskämpfer, wobei er gegen seine Herausforderer für ein paar Münzen kämpfte. Aber er war intelligent, und so fand er schon bald die Möglichkeit, an einer etwas verstaubten Knabenschule in Argentinien zu unterrichten.
Noch bevor er London verließ, begeisterte e sich für Bücher mit Reiseabenteuern. Er hat wahrscheinlich von Becks Rekordritt durch Amerika über die britische Presse erfahren. Er hat wahrscheinlich den Bestseller von Pococks abenteuerlichem Ritt unter Banditen gelesen. Und sicher kannte er den legendären Ritt Peshkovs durch das frostige Hinterland Rußlands.
Zehn Jahre später, mit dem Wissen dieser anderen Weitreiterlegenden, begann Tschiffely einen Ritt von Argentinien nach Washington DC.
Es war ein mythischer Ritt, der beinahe nicht zustande gekommen wäre.
Ohne eigene reiterliche Erfahrung, auf die er sich hätte stützen können, ignorierte der 29jährige Tschiffely die vielen örtlichen Kritiker in Argentinien, die ihm erklärten, sein Vorhaben 10.000 Meilen (rund 16.000 Kilometer) zu reiten sei unmöglich und aberwitzig.
Nicht nur, daß es sich dieser freche Anfänger in den Kopf gesetzt hatte, diese reiterliche Odyssee durchzuführen, er erklärte auch, daß er dies auf zwei älteren Pferden machen würde, die 15 und 16 Jahre alt waren und einem Indianer aus Patagonien gehörten.
Über diese Pferde sagte er selbst: “Sie waren die wildesten von den Wilden.”
Aber wenngleich Tschiffely, der gerade das Reiten gelernt hatte, kaum den Unterschied zwischen einem Hackamore und einer Trense kannte, so wußte er doch um seine Aufgabe. In seinem Blut lief eine genetischer Abdruck, der ihm von sternenübersähten Nächten und der Freiheit des Windes zuflüsterte.
Irgendwo tief in seinem Innersten wußte Aime, daß er, obgleich er vorhatte in das Unbekannte zu reiten, andere dies vor ihm getan hatten.
Natürlich bewies der Lauf der Geschichte, daß Aime recht hatte.
Sein Buch änderte die Entwicklung der Geschichte der Weitreiter.
Wir können jetzt unserer luxuriösen computerbetriebenen Welt zurücksehen, und erkennen nun, daß sich in den fünfundsiebzig Jahren, seit sich Aime auf sein wildes Pferd gesetzt hat, alles und nichts geändert hat.
Seit sechstausend Jahren war immer von neuem jede einzelne Generation darüber eingebildet, daß sie die jeweils endgültige menschlichen Erfahrung erlebt hätten. Daneben beobachteten in der langen Dauer der geschichtlichen Entwicklung Reiter und Reiterinnen, wie das Feuer entdeckt wurde, das Rad erfunden wurde, Pyramiden erbaut wurden, Eisenbahnstrecken gebaut wurden, Autos gefahren wurden, und in Computerbildschirme gestarrt wurde.
Dennoch läßt sich während diesem breiten nie-endenden Strom menschlicher Erfahrung und Anstrengungen etwas verfolgen, daß uns immer begleitet hat: die Sehnsucht nach Befreiung vom Boden, von der Schwerkraft.
Sechstausend Jahre nachdem Epona zuerst in eine Mähne gegriffen hat und sich auf ein wildes Waldpony geschwungen hatte, träumen wir, ihr Enkel, immer noch davon ihrer tapferen Tat nachzueifern.
Wir sehnen uns nach dem aufregenden Klang von Hufen, die über die Steppe donnern.
Wir sehnen uns nach dem süßen Geruch des Ledersattels, der uns zu Abenteuern führt.
Wir sehnen uns nach dem Gefühl des sanften Regens auf unserem Gesicht, der heißen Sonne auf unserem Rücken, und einem glücklichen Pferd zwischen unseren Beinen.
Und am wichtigsten, wie wie vor uns Aime, und George, und Roger, und Dmitry, und Mikael, und all jene anderen vergessenen Reiterhelden und -heldinnen, sehnen wir uns danach, mit unseren Augen einen weiten freien Horizont sehen...
6000 Jahre hat dieser Altar des
Reisens, eben der Sattel, einige von uns hinausgerufen um die Welt zu
durchstreifen, so wie Dmitry
Peshkov.
Was hält Dich davon ab, es diesen gleich zu tun? |
So ist es mit uns Weitreitern, und dieser pathetische Versuch der Geschichte der Weiten Ritte erzählt, worum es uns dabei geht.
Wir sehen uns auf dem Trail, liebe Sattelkameraden!
CuChullaine
Die Weitreitergilde -
Heimat der Sattel-Argonauten dieser Welt!
(Anm.d.Red.:
Argonauten sind sagenhafte Weltumsegler aus der griechischen Mythologie)