Die Weitreitergilde |
(dk) Barbara Kohmanns ist nach langem Ritt durch Süd- und Mittelamerika
zur Zeit wieder in Deutschland. Die Schreibweise von Barbara haben wir nicht
verändert; ich denke es steht ihr nach so langen Ritten zu, manche Konventionen
etwas distanzierter zu sehen ...
Das Interview wurde von dk geführt.
Barbara, wenn wir hier in diesem Café in Haidhausen sitzen, dann kann ich
mir nicht vorstellen, daß Du gerade so mitten aus dem Dschungel kommst. Wo
seid ihr denn mit Euren Pferden gerade? Und wann seid ihr gestartet?
ich kann es auch manchmal nicht richtig glauben, wo ich so ploetzlich wieder bin, wieder hier, mitten in der grossstadt, und vor ein paar tagen noch in einem kleinen dorf in den bergen von Panama, bei den Indigenas, ohne Strom, Wasser gibts nur aus einem kleinen brunnen fuer das ganze Dorf. Viele koennen sich nicht mal Salz zum kochen leisten, und leben rein von den fruechten und dem gemuese, dass sie selber anbauen: yucca, mais, reis, bohnen, mango, zuckerrohr. guenter wartet zusammen mit unseren 4 pferden gerade in boquete, im hochland von panama, waehrend ich hier in deutschland bin. gestartet ist guenter schon vor 8 jahren, in argentinien, und zwar am suedlichsten zipfel, in patagonien. er ist bis ecuador in 3 etappen, sprich ca. 3 jahren geritten. die restliche zeit hat er in deutschland und in der schweiz in diavortraegen ueber seine abenteuer berichtet. ich bin erst seit ecuador dabei. dort sind wir letztes jahr im juli mit einem frachter von hamburg aus angekommen, haben 2 pferde fuer mich gesucht, und sind ende september gestartet.
Ein aktuelles Foto von Barbara vom Juli 2002: über eine Hängebrücke...
Ist es nicht auch für Dich sehr merkwürdig, aus dem Abenteuer herauszufliegen, und plötzlich in dieser Hektik und dem Übermaß an Zivilisation zu stehen?
schon in panama im flughafen war es sehr merkwuerdig. in atlanta beim umsteigen dachte ich mir dann: "was mache ich hier eigentlich? wo ist guenter, wo sind meine tiere, ich will gleich wieder zu ihnen zurueck!!" dieses ganze menschengewusel, alles blitzblank, ueberall beleuchtet, alle leute durchgestylt, damit konnte ich nichts anfangen. als ich in muenchen landete, war es anders. da hatte ich mich drauf gefreut, meine freundin andrea holte mich ab, alles war mir vertraut, zuhause, da fiel mir das dann nicht mehr so auf.
Was denkst Du Dir eigentlich, wenn Du Dich jetzt mit den Augen einer
Weitreiterin hier in diesem Cafe umsiehst, mit den schweren Holzvertäfelungen,
dem dichten Straßenverkehr auf der Straße?
Erstmal muss ich sagen: das weissbier schmeckt mir ausgezeichnet! das traeum ich in der hitze von panama oefter mal davon. aber statt hier auf diesem stuhl zu sitzen, freu ich mich wieder auf meinen harten sattel, mit meinem zuverlaessigen samurai unter mir, der mich durch dick und duenn traegt. und mit den autofahrern da draussen ,die sich mit ihren stinkenden kisten durch den verstopften verkehr quaelen, moechte ich auf keinen fall tauschen, nicht mal wenn man mir so eine karre schenken wuerde.
Barbara, wir werden immer wieder gefragt: wie machen das diese Weitreiter eigentlich, so lange von zuhause wegzugehen! das kostet doch furchtbar viel Geld!
ja, da denke ich: wer das wirklich machen will, kann das auch. wir deutschen haengen halt sehr an unserer sicherheit, haben zig versicherungen, ein auto, vielleicht 2, ein haus (oder wir planen auf eines). fuer den kaufpreis von einem Audi oder BMW kann man auf jeden fall ein jahr lang eine solche reise machen, mehr kostet das auch nicht. ich habe halt weder auto noch haus, und wenn ich heimkomme, fange ich halt bei null an. viele haben wahrscheinlich mit 40 mehr "sachen", ich habe dann meine gelebten traeume, meine erinnerungen...
Was war Dein schönstes Erlebnis?
Das war vielleicht, als ich in einem Dorf in der naehe von panama city ein pferd geschenkt bekommen habe! ich hatte eines gesucht, zum kaufen natuerlich, da sagte mir dieser mann, den ich kaum kannte, er wuerde mir eines schenken! ich bin dann am naechsten tage gleich hin. gut, es war nicht sehr gross, und auch eher ein bisschen zu duenn, und maehne und schweif ganz kurz geschnitten. ich habe es dann nach hause gefuehrt, zu unseren anderen, 2 stunden an der strasse entlang, da habe ich es schon richtig liebgewonnen. wir haben es pumuckl genannt, weil es immer viele faxen im kopf hat. anfangs dachte ich, naja, nehme ich es mal ein stueck mit, bis ich ein besseres finde, aber es hat sich bis jetzt wirklich bewaehrt! ist kraeftig, feste hufe, frisst alles, ist lang nicht so anfaellig fuer insektenbisse und tropenkrankheiten wie die anderen pferde, von daher denke ich, ich behalte ihn!
Und was war die kritischste Situation in der Ihr gekommen seid?
eine kritische situation fuer mich war, als guenters pferd Gaucho bis ueber den bauch in einen sumpf versank. ich hatte bilder von "der hund von baskerville" im kopf, und nachdem keine menschenseele in der naehe war, die uns mit einem traktor oder sonstwie haette helfen koennen, dachte ich: jetzt versinkt er so langsam vollkommen, bis nur noch der kopf rausschaut. wir haben ihn natuerlich ganz schnell abgeladen, und konnten ihn mit viel muehe (guenter hat z.b. seine fuesse einzeln aus dem schlamm ausgegraben, und sie dann auf eine der pferdedecken gestellt, damit er nicht wieder so tief einsinkt) wieder herausziehen. diese ganze aktion hat viel angstschweiss gekostet.
Was ist Euer nächstes Ziel?
unser naechstes ziel ist, die grenze nach costa rica zu ueberqueren. das hoert sich so einfach an, macht man als tourist ja die ganze zeit. aber mit pferden und hund ist das nicht so einfach, die grenzer wollen unmengen an zeugnissen, impfungen, sonst noch zig papiere, und wenn man dann meint, jetzt hat man alles zusammen und geht frohgemut an die grenze, dann erfinden sie noch ein paar neue regelungen und vorschriften, nur um uns zu aergern...
Wir bedanken uns für dieses Interview, und wünschen Euch Alles Gute, guten Weiterritt und viel Spaß für Euch und Eure Pferde!
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