(dk) Hier ihr email an uns vom 14.April 2002. Dieses Mal kann ich leider nicht schreiben "Viel Spaß beim Lesen!" sondern muß eher schreiben: "Traurig, aber so was kann leider auch geschehen..." Aber lest selbst! Immerhin ging es einigermaßen gut aus, sodaß wir gern der Momo alles Gute weiterhin wünschen!
Morgens, als wir weiterziehen wollten, lahmte Momo erneut sehr stark. Ausgeschlossen weiterzuziehen, allerdings hatte sich unser Gastgeber so seltsam verhalten, dass ich ihm nicht mehr vertraute und nur hier weg wollte. Wir sattelten, waehrend er auf mich einredete und mir vorschlug mir mein lahmendes Pferd gegen eine andere Stute zu tauschen. Aber er haette mir viel Geld anbieten koennen, ich wollte Momo - wenn ich sie schon zuruecklassen muss - in guten Haenden wissen.
Wir zogen also los und machten die kleinste Entfernung der ganzen Reise: 1 km
bis zurueck zum Haus der Familie Jones. Doña Edith bot uns erneut ihre
Gastfreundschaft an und diesmal durften wir sogar im Haus in Betten schlafen.
Sie fuhr mich im Auto zu einem, der ein Pferd verkaufte und anschliessend noch
zu Nino, der bekannt ist, als guter Hufschmied und Pferdepfleger. Da Luna eh
bald faellig war mit den Hufeisen, bestellte ich ihn am naechsten Tag.
Als ich sah wie gut er arbeitete, und was fuer eine gute Hand er mit Pferden
hat, bat ich ihn auch gleich die Hufeisen vom Repollito zu wechseln. Bis jetzt
hatte ich auf der Reise noch kein einziges Mal fuer das Beschlagen zahlen
muessen, aber Nino zahlte ich gerne, denn die Arbeit war den Preis echt wert! Er
schaute sich Momo an und war zuversichtlich, dass sie bald weiterkoennte. Ninos
Methode war, die Wunde 3 x taeglich zu waschen, Zucker reinzustreuen und eine
verheilende Creme, dann gut verbinden, damit kein Dreck in die Wunde gelangt.
Was er sonst so erzaehlte, schien Hand und Fuss zu haben und er war ein ruhiger,
bescheidener Mensch, nicht so ein Angeber. Ausserdem half er mir nur aus Liebe
zum Pferd und aus Nettigkeit, und nicht, um mir ein anderes Pferd anzudrehen
oder so.
Ich war hin und hergerissen zwischen meiner Hoffnung, mit Momo weiterzuziehen,
und dem Zweifel, dass die tiefe Wunde so schnell heilen koennte. Aber der Winter
rueckt naher und Kajas Tage hier im Lande der Gauchos sind gezaehlt. Eine
Ferndiagnose per Telefon von Dom (in meinen Augen der beste Tierarzt in
Frankreich) half mir zu entscheiden, dass wir auf Momo verzichteten. Ich rannte
heulend durch die Strassen von Bariloche und heulte mir meinen Frust raus.
Wir suchten weiter nach einem Austauschpferd und Gerardo, einer der in der
Polizeistation arbeitet, half uns wo er konnte. Er fuhr uns mit dem Auto von
Kumpel zu Kumpel, von Pontius nach Pilatus, um ein Pferd zu finden. Einen Tag
fuhr er sogar mit Kaja alleine los, waehrend ich woanders suchte und gab sich
irre Muehe, sich mit ihr mit Haenden und Fuessen zu unterhalten. Er hatte extra
ein Lexikon besorgt. Ein Schatz! Um uns von unserem Problem abzulenken,
organisierte er uns sogar eine Bootsfahrt zum Aranyanes Wald, wo wir am Strand
picknickten. Schliesslich schaute ich mir die Stute, die Kaja gefallen hatte
nochmal an und wir entschieden, dass sie ins Team aufgenommen werden sollte.
Doch Alfredo, der grimmige, schnauzbaertige Besitzer war steinhart. Ich biss mir
die Zaehne aus, das kann doch nicht sein, dass ich nicht ein paar Pesos
raushandeln kann! Wir fuhren weg, kamen wieder, trafen ihn ein paar Stunden
spaeter und schliesslich einigten wir uns auf 350 statt 500. Ausserdem faehrt er
uns 130 km weiter noerdlich zum Lago Hermoso im Park Lanin mit den 3 Pferden.
(Luna, Repollito und die neue). Dafuer zahlen wir 150 Pesos statt 1,70 / km. So
vermeiden wir ein gutes Stueck Asphalt und koennen direkt im Park weiterziehen.
Die Estancia vom Lago Hermoso ist uebrigens von Swarowski. Die arme Kaja reist
nun schon 1 Monat mit mir und wir sind erst 8 Tage wirklich gereist.(200km)
So koennen wir den 2. Monat gemeinsam besser geniessen.
Nino hat sich von Momo verfuehren lassen und hat sie mir heute Morgen abgekauft.
Bei ihm weiss ich sie in guten Haenden, er wird sie gesundpflegen. Ich haette
sie ihm sogar geschenkt. Naechstes Fruehjahr will er sie decken lassen. Seine 4
Kinder werden sie verwoehnen und liebkosen. Luna und Repollito wiehrten
bitterlich, als sie davonhumpelte. Kaja und ich fielen uns in die Arme. Wie sehr
wir doch an ihr haengen. Ciao, kleine liebe Hexe.
Montag frueh kommt der Laster und es geht zum Lago Hermoso. Unterwegs regeln wir
noch die Papiere der neuen Stute. Die Pappeln haben schon fast alle Blaetter
verloren, morgens ist es verdammt kalt. Heute ist Doma in Bariloche (Rodeo) und
als der Sprecher unseren Besuch durchs Mikro bekanntgab, dass 2 deutsche hier
seien und bereits 2300km zu Pferde hinter sich gelegt haetten, aplaudierten
alle. Witzig.
soweit die News, viele liebe Gruesse
Saskia