Saskia Machaczek direkt aus Lateinamerika

Trevelin und der Nationalpark Los Alerces

(dk) Hier ihr email an uns vom 12.März 2002, viel Spaß beim Lesen!

 

Hola chicos,

seit dem letzten Mail, habe ich nicht allzuviele km gemacht. Da es öfter regnete, habe ich so einige Ruhetage eingelegt. Für die Gauchos ist es gar keine Frage, ein Regentag ist ein Ruhetag und der Poncho, der sie angeblich so toll gegen Regen schützt ist eher ein Kunstobjekt zum stolzen Vorzeigen. Die wenigsten wagen sich vor die Tür, wenn es nicht unbedingt sein muss.

Ich kam schliesslich nach Trevelin, wo ich so schnell wie moeglich durchritt. Am Eingang von Trevelin hielt mich ein gelangweilter Polizist an und fragte nach dem Pass. Gerade am Vortag hatte ich noch gedacht, wie angenehm es sei, nicht immer kontrolliert zu werden, denn ich hatte ein Buch gelesen von einem Paar, die in Ex URSS gereist sind und ständig kontrolliert wurden. Ich zeigte dem Polizisten deutlich, wie gelangweilt ich war und während er blind in den Seiten des Passes blätterte stürzten sich meine Gäule auf den fein gepflegten Rasen vor seiner Tür und ich bekam Maté von seinem Kollegen angeboten. Aus Angst um den Rasen liess er mich schnell weiterziehen.

Kurz nach Trevelin ritt ich in die erste Estancia und bat um Unterkunft. Die waren gerade dabei ihre 600 Fuechse zu fuettern (Zucht fuer Felle) und ich bekam eine ordentliche Portion fuer Tilu. (ja, der Hund hiess dann doch Tilu und nicht Gaucho). Wir tranken Maté und kloenten. Später bot Claudio mir an, dass ich bei ihm duschen koenne, denn hier war nur schmutziges Wasser aus der Laguna und er lud mich zum Abendbrot ein. Ich richtete mir mein Nachtlager unter einem Baum, nahe der Pferde ein und fuhr mit Claudio ins Dorf. Ein netter Abend, eine warme Dusche, ein frisches Bier und um 23 Uhr brachte er mich wieder zu meinen Pferden wo ich unter Millionen von klaren Sternen einschlief.

Von dort kam ich zum Nationalpark Los Alerces. Ein wunderschoener Park mit Wald, Bergen, Seen, aber leider muss man der steinigen Autopiste folgen und kann nicht auf netten Pfaden reiten. Auch hier wurde ich wieder freundlich empfangen. Der kleine Hund folgte ohne Probleme und war ein lustiger Kumpel. Ohne Probleme bekam ich Essensreste und Fleisch fuer ihn. Erneut ein Regentag und die Familie in der Estancia Rincon im Nationalpark stellte mir die Koppel fuer die Pferde gern einen Tag länger zur Verfuegung. Was ganz ungewohnt ist, ist dass es jetzt Strom gibt. Ich kann also noch um 22 Uhr, wenn es schon dunkelt, lesen und schreiben. Allerdings verschandelt das auch die Landschaft, denn die Strommasten sind einfach nicht huebsch. Und eines Mittags gegen 11 kommt mir ein Bulli mit deutschem Kennzeichen entgegen. Ich schaute neugierig und das waren doch Klaus und Claudia, die ich vor 2 Jahren in Suedfrankreich bei Emile kennengelernt hatte! Sie suchten eine Stelle zum Anhalten und wir kloenten ein kurzes Stuendchen. Irre, dies Land ist doch nun soooo gross und wir treffen uns hier! Sie gaben mir die Adresse von Freunden, wo ich auf der Route vorbeireiten kann. Dort werde ich sie vielleicht wiedertreffen.

Ich kam nach Cholila und schliesslich zu einer wunderschoenen Estancia, die Franzosen gehoeren sollte Und nach und nach fand ich heraus, dass es die Estancia von Florent Pagny (beruehmter franzoesischer Saenger) war und lernte ihn auch kennen. Sie stellten mir eine kleine Huette zur Verfuegung, wo ich bleiben konnte. Die Pferde hatten eine nette Koppel, direkt vorm Haus. Herrlich, ein kleines Häuschen zum Ausruhen. Ein grosser Kamin, Tisch, Stuehle, nebenan ein Schlafzimmer mit 2 Betten und sogar ein Bad mit warmer Dusche! Azucena, seine Frau brachte mir einen Picknickskorb mit Marmelade, Brot, Fleisch, Käse, Bier und Obst. Was will man mehr? Ich kochte mir ein schoenes Abendbrot und genoss ein kaltes Bier dazu. Da es hier so schoen war, fragte ich, ob ich bleiben koennte und durfte sogar noch bis zum 17. Bleiben. Sie fuhren eh nach Bariloche und konnten mich mitnehmen. Am 10. Fuhr ich also mit ihnen nach Bariloche und bleibe dort ein para Tage. Die Pferde sind auf einer 20 Hektar Koppel mit Wasser und saftigem Gras. Also keine Sorge. Freitag kommt Kaja und Samstag fahren wir dann zurueck zur Estancia. Hier in Bariloche bin ich bei Freunden von Ernesto untergekommen. Irre, ich rief an und sie kamen sofort um mich aus der Stadtmitte abzuholen. Dann tranken wir Kaffee im Garten und es war, als kenne ich sie schon seit langem. Voellig selbstverständlich gaben sie mir ein Zimmerchen und ich fuehlte mich wie bei jahrelangen Freunden aufgehoben. Unbeschreibliche Gastfreundschaft und so unkompliziert, herrlich!

Ach ja, eh ich zur Estancia von Pagny kam, verlor ich meinen kleinen, vierbeinigen Kumpel... Ein Auto kam mir entgegen und hielt an, eine Frau stieg aus und kam mir entgegen. Es war Alicia von der Estancia Poncho Moro, sie sagte es sei ihr Hund. Der kleine war mir an dem Tag, an dem ich die Estancia verlassen hatte gefolgt, aber ich konnte mich nicht erinnern ihn dort gesehen zu haben. Da sie aber so viele km gemacht hatte, um mich zu suchen, hatte sie wohl recht. Sie rief ihn mit "Lassie" und nahm ihn mit. Ich bot an, ihn abzukaufen, aber es war ein reinrassiger bordercollie, zum Arbeiten mit den Schafen und Rindern dressiert und zum Zuechten gekauft. Ich weinte bitterlich, aber vielleicht ist es besser so? It was not meant to be. In Bariloche waere es eh schwer gewesen mit Hund und wenn ich nach 10 Tagen (220km) schon so traurig bin, was waere dann nach Monaten? Ich heulte die ganze Trauer 3km lang raus und fasste mich dann wieder als ich zur Estancia des Franzosen kam.

Florent hat einen tollen Quarterhorse Hengst und hatte nichts dagegen, diesem meine Stuten vorzufuehren. Aber leider waren beide nicht rossig und Momo gab ihm einen gepfefferten Tritt gegen das Bein. Dann eben nicht, nicht umsonst nenne ich sie auch bruja (Hexe).

Ansonsten freu ich mich auf Kaja, denn nach den tollen 3 Wochen mit Ernesto war es hart wieder alleine zu reisen. 3 Pferde ist halt auch mehr Aufwand als 2 und ich fuehlte mich oft alleine. Ich treffe zwar Leute, aber es ist doch was anderes einen Freund dabei zu haben und wirkliche Gefuehle austauschen zu koennen. Heute kaufe ich einen Sattel fuer Kaja und werde ein Eis in Bariloche essen. Hier ist es naemlich angenehm warm!


Soweit die news von hier, Alles liebe und viele Gruesse,

Sasi

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